Archäologie

Geschichte der Pfarrei, „Croa“ und andere Archäologische Höhepunkte

Frühgeschichte und Bodendenkmäler

Die Vils krümmt sich ungezügelt in unzähligen Windungen weitgehend noch naturbelassen durch die Auenlandschaft, bis sie in die Donau mündet. Dabei durchfliest sie eine uralte Kulturlandschaft die auf eine lange Besiedelungsgeschichte zurückblicken kann. Auch war es die Donau, die als europäische Ost– Westverbindung Siedler früh an die Vils lockte und sie veranlasste, an den fruchtbaren Terrassen entlang des kleinen Flusses ihre Siedlungen zu errichten, und bis heute ihre Spuren im Boden zu hinterlassen. Selbst der Flußname, so wird berichtet, entstammt der keltischen Sprache.

Doch beginnen wir bei den ältesten Siedlungsspuren im Vilstal, die, um Frontenhausen, in das Altneolithikum (5500 – 4900 v. Chr.) zurückreichen und durch die Verzierung von Keramikgefäßen mittels Linien auffallen (Linienbandkeramik). Über das Mittelneolithikum (4900 – 4500 v. Chr.)mit seiner Strichbandkeramik- und Oberlauterbachergruppe kommen wir zur Jungsteinzeit (4500 – 3800 v. Chr.). Die Artefakte dieser Zeit rund um Frontenhausen werden überwiegend der Gruppe Münchshöfen zugerechnet. Aus dem darauf folgenden Spätneolithikum (3200 – 2100 v. Chr.) gibt es keine eindeutigen Beweise für eine Besiedelung unserer Gegend, was offenbar auf eine geringere Bevölkerungsdichte hinweist. In diesen steinzeitlichen Perioden übten die Menschen mit ihren Werkzeuge und Waffen aus Silex (Feuerstein) bereits Ackerbau und Viehzucht sowie nach wie vor die Jagd aus. Eine technische Neuerung läutete einen neuen Zeitabschnitt ein, den eine Metalllegierung aus Kupfer und Zinn seinen Namen gab, die Bronzezeit (ca.1800- 1200 v.Chr.). Das Wissen um die Herstellung von Bronzegerätschaften hatte auch eine veränderte Lebensweise zur Folge die sich in der Verzierung von Gebrauchsgegenständen und dem Bestatten von Körpern der Toten in Hügelgräbern niederschlug. Die Bestattungsart gibt auch der folgenden Periode seine Benennung, denn die Urnenfelderzeit (ca. 1200-750 v. Chr.) ist charakteristisch für seine Totenverbrennung und der Beisetzung der Asche in großen Urnen aus Ton. Ein Ort in Österreich gibt der Hallstattzeit (ca. 750–500 v. Chr.) seine Bezeichnung. Diese 1. keltische Zeitspanne ist geprägt durch das erste Auftreten von Gegenständen aus Eisen, Kontakt zu den Hochkulturen des Mittelmeerraumes und die Rückkehr zur Bestattung in Hügelgräbern. Der Latènezeit (ca. 500-15 v. Chr.), die 2. keltische Periode, gab wiederum Ort seinen Namen, diesmal allerdings aus der Schweiz, die durch ein Comic über ein kleines gallisches Dorf in der Bretagne besonders bekannt wurde. Das Auftreten von befestigten Städten (Oppidum z.B. Manching und Wallersdorf), rätselhafte Viereckschanzen, ein naturverbundener Glaube mit einer reichen Götterwelt und die ersten antiken schriftlichen Erwähnungen der „Keltoi“ prägen das Bild dieser interessanten Kulturgruppe. Eine Besiedelung vom Raum Frontenhausen aus römischer Zeit ist durch Funde nicht nachweisbar aber wahrscheinlich. Nach dem Zerfall des Römischen Kaiserreiches und dem Einfall der Germanen bildete sich aus den Resten der eingesessenen romanisch- keltischen Bevölkerung und zugewanderten germanischen Stämmen ein neuer Volksstamm. Dieser Zeichnet sich durch die Bestattung der Toten in Reihengräber aus wie es in Wassing belegt ist. Der neue Volksstamm erhielt wohl durch eine dominante Gruppe dieses Völkergemisches seinen Namen, die Bajuwaren.
Doch hier beginnt die „greifbarere“ Geschichte der Ortschaften unserer Pfarrei.

Aber die Spuren sind nicht immer im Erdreich verborgen, sondern der geneigte Beobachter entdeckt auch oberirdische geschichtsträchtige Stätten in Form von Hügeln, Wällen, Gräben oder auch Wasserläufen die beispielsweise als Zulauf oder Erhöhung des Gefälles von Mühlen geändert oder mit Wehren versehen wurden.

Im Wald von Haag oberhalb von Frontenhausen, wenn man am Beginn des Trimm- Dich- Pfades nach rechts einem steilen Pfad folgt, erreicht man auf der Höhe einen auffälligen fast kegelförmigen Hügel und anschließend daran ein ungewöhnliches Areal. Dieses ist umgeben von einem Graben mit anschließenden Wall, im Volksmund auch „Römerschanze“ genannt, allerdings entstand dieser Ausdruck wohl in einer Zeit, in der man alles den damals bekannten Römern in die Schuhe bzw. Sandalen schob. Vielmehr wird vermutet, dass diese Art Verteidigungsanlage als Schutz gegen die plündernden Reiterhorden der „Ungarn“ (Nomadenvolk aus der Steppe, Magyaren) entstanden ist, die Bayern ab etwa dem Jahre 900 heimsuchten und mit dem ganzen Programm der Barbarei wie Plünderung, Versklavung und Mord, Angst und Schrecken verbreiteten. Im Jahre 955 wurde ihnen durch König Otto I in der Schlacht am Lechfeld Einhalt geboten. Die Ausführung dieses Refugiums mit seiner Haupt- und Vorburg weist auf eine eilige Ausführung dieses umfangreichen Projektes hin, das vielleicht nur im Falle eines Angriffes als Schutz für Mensch und Tier gedacht war. Allerdings erforderte eine solche Anstrengung auch einen erheblichen logistischen Aufwand, deshalb wird angenommen, dass als Auftraggeber die Grafen von Frontenhausen, (eines der ältesten niederbayerischen Adelsgeschlechter) in Frage kommen. Wenn diese Anlagen nur in Notzeiten aufgesucht wurden, ist anzunehmen, dass sie weitgehend befundleer sind, falls sie nicht auf älteren bestehenden Anlagen basieren. Alles weitere wird vielleicht eine Erforschung dieser zahlenmäßig häufig in Bayern vertretenen Bodendenkmälern klären, die aufgrund der schmerzlichen Finanz- und Personalkürzungen in der Denkmalpflege derzeit nicht möglich ist. Und somit wird die Geschichte dieser Verschanzungen weiterhin mit den schuldlosen Römer etc. in Zusammenhang gebracht werden. Vergleichbare Schanzen sind mir bei Tunzenberg (Schwedenschanze) und in der Umgebung von Neuhausen bei Gerzen bekannt.

Eine ungewöhnliche Erhebung auf der sonst ebenen Feuchtwiese der Vilsinsel bei Loitersdorf geleitet uns weiter ins Mittelalter um das 11.- 13. Jh. Es handelt sich um einen Turmhügel (Motte genannt) mit ihm umgebenden, nur noch aus der Luft erkennbaren Graben, der allerdings durch Wetter und Hochwasser auf seine jetzige Größe gestutzt wurde. Vermutungen über die Funktion des Turmhügels reichen vom Sitz der Ministeralien (Verwalter des Grafen von Frontenhausen) über einen Turm zur Kontrolle des Vilsüberganges, mit dem damit verbundenen Kassieren von Wegezoll bis zur repräsentativen Darstellung des Herrschaftsanspruches. Weitere Exemplare der Turmhügel gibt es zum Beispiel in Hütt und bei Mettenhausen.

Hügel fallen auch in anderen Orten ins Auge, so wie etwa in Witzeldorf, auf dem die Kirche St. Margareta steht. Denkbar, dass es sich um einen künstlich angelegten Hügel handelt, der möglicherweise zur Gründungszeit als Burgstall oder Turmhügel diente wie im vorherigen Kapitel bereits berichtet. Der Flurname „Burgberg“ südlich von Witzeldorf beim Erlmeier- Sozialwerk weist auf einen weiteren frühmittelalterlichen Burgstall hin, wobei die weitläufige Meinung über eine türme- und zinnenbekrönte „Burg aus Stein“ nicht unbedingt zutreffen muss, denn der übliche Baustoff war Holz. Eine weitere Bodenerhebung finden wir auch beim Gang durch Rampoldstetten, auf dem die St. Nikolauskirche steht, hier wird ebenfalls ein frühmittelalterlicher Adelssitz vermutet. Ebenso wird von einem mittelalterlichen Burgstall unweit von Rampoldstetten berichtet.

Als mittelalterliche Wasserburg wird ein Areal bezeichnet, das 1981 durch Infrarot- Luftaufnahmen entdeckt wurde. Ob es sich um einen verebneten Turmhügel handelt, wie sie zahlreich an der Vils zu finden sind, wäre zu hinterfragen. Als alten Flurnamen geben verschiedene Quellen „auf dem Burgstall“ an. Gelegen, zwischen Marklkofen und Frontenhausen sicherte er allen Anschein nach einen Flussübergang der Vils, deren Flussbett sich in früheren Zeiten an dieser Stelle befunden haben könnte. Dafür sprechen Indizien, die aber den Umfang des Beitrages sprengen würden.

 

Ebenso zu den Bodendenkmälern rechne ich den sogenannten Franzosengraben, der zur Hochwasserableitung und Entwässerung der Feuchtwiesen im Jahre 1916 als Teil eines Projektes der Regierung zur Entwässerung des Vilstales angelegt wurde. Es handelt sich dabei um eine durchgehende Anbindung des Aubaches an die Vils. Er beginnt mit der Schleuse in Frontenhausen und endet zwischen Marklkofen und Frontenhausen mit seiner Einmündung in die Vils. Der Name Franzosengraben erinnert an französischen Kriegsgefangenen, die unter großen Plagen und Mühen fern der Heimat auch zum Ausbau des künstlichen Teiles des Wasserlaufes herangezogen wurden. Beachtenswert ist auch die Tatsache, dass ein Wassergraben, der auf Höhe von Loitersdorf beginnt, in Rohren unter der Vils hindurch zum Franzosengraben geleitet wird.

Ein Denkmal ganz anderer Art ist ein kurioser Bretterverschlag links der Vils, wenige Meter von der Vilsbrücke entfernt, das sich bei näherer Betrachtung als eins der letzten Naturbäder Bayerns entpuppt. Wenige Stufen führen immer noch die zahlreichen sonnenhungrigen Besucher direkt in die kühlende Vils. Dabei wird das „Bodheisl“, dieses bedeutende Unikat, weiter lebendig gehalten.

Als ein besonderes Plätzchen verehrt oder als „geht gar nicht“ abgelehnt. So weit gehen die Meinungen zum „Bodheisl“ auseinander. Jedoch steht fest, der Badebereich an der Vils ist eines der letzten Naturbäder Bayerns. Idyllischer könnte es nicht liegen. Viele kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Dem Vilswasser werden von den Einheimischen sogar heilende Kräfte zugesprochen.
Vor 77 Jahren wurde es eröffnet. Den damaligen Moralvorstellungen angepasst, bestand es aus zwei Abteilungen, die nicht nur bei den Umkleidekabinen, sondern auch noch im Wasser durch einen Zaun, Männlein und Weiblein voneinander trennten.
Selbst Ehepaare mit Kindern waren gezwungen, sich auf getrennten Seiten im Wasser zu vergnügen. Aus Erzählungen weiß man, dass Herr und Frau Apotheker einmal gemeinsam im Wasser schwammen, was der damalige Bürgermeister Bauer als unsittlich bezeichnete.
Später hat ein Hochwasser den Wassertrennzaun mit sich gerissen.
Vor dem II. Weltkrieg stand zwischen Schleuse und Badeanstalt ein so genanntes „Badehaus“ auf „Pfählen“, zu dem nur Marktbürger mit Schlüssel Zutritt hatten.
Auch der Pfarrer kam gelegentlich dort hin um ungestört Badefreuden zu genießen. Nach dem Krieg wurde das Badehaus, wohl aus Altersgründen, abgerissen.
Der Eintritt kostete anfangs 5 Pfennige für Kinder und 20 Pfennige für Erwachsene. Später wurde er auf 10 bzw. 30 Pfennige erhöht. Geboten wurde dafür, eine herrliche Schwimmstrecke, ein Sprungbrett, die Umkleiden, Liegeflächen und die Betreuung durch einen Bademeister. Vielen wird das Ehepaar Zwack noch ein Begriff sein. Beide waren auch beim Roten Kreuz tätig und führten die Badeanstalt von 1948 bis 1967 zur vollen Zufriedenheit der Gäste. Süßigkeiten und Getränke wurden angeboten. Witz und Humor vom Bademeister gab’s gratis dazu. Nach dem Tod von Herrn Zwack wurde das Bad nicht mehr beaufsichtigt.
Heute ist die Gemeinde für die Instandhaltung zuständig und sie übernimmt diese Aufgabe gerne um den vielen Badegästen einen angenehmen Aufenthalt in diesem romantischen Naturbad zu ermöglichen. Immer noch von hohen Bretterzäunen abgeschirmt ist es gelungen, den Charme der historischen Badeanstalt und eine naturnahe Stätte für Spaß und Erholung in der Sommerzeit, zu erhalten.

Sollte Sie dieser kurze Beitrag neugierig gemacht haben, so ist die archäologische Abteilung im Dingolfinger Museum in der Herzogsburg zu empfehlen, ebenso wie die Literatur, die auch mir zum Teil als Quelle gedient hat.
– „Der Markt Frontenhausen im mittleren Vilstal “ vom Verlag Ortmeier mit einem Artikeln von Dr. Ludwig Kreiner (Kreisarchäologe).
– Beitrag zur Heimatgeschichte „ Vom Aubach zum Franzosengraben“ Von A. Geltinger 1987
– „Das Vilstal Heimatbuch“ von Dieter Vogel im Verlag Kiebitz Buch.
– Zudem ist ein interessanter Artikel zum Thema mit dem Titel „Von alten Burgplätzen um Frontenhausen und Marklkofen“ im 15. Heimatjahrbuch des Marktes Frontenhausen erschienen.

Wenn sich im Beitrag trotz vieler Recherchen fachliche Fehler befinden, Forschungen zu anderen Erkenntnissen geführt haben oder die Liste der Bodendenkmäler ausgeweitet werden kann, wäre ich um eine kurze Benachrichtigung oder Richtigstellung an webmaster@pfarrei-frontenhausen.de dankbar, um die Berichte so aktuell wie möglich zu halten. R.B.

Links zum Thema
Kreisarchäologie
Bayrisches Landesamt für Denkmalpflege
Niederbayerisches Archäologiemuseum Landau
Definition des Begriffes „Votiv“
Vorträge von Dr. Ludwig Kreiner
Archäologie Online
Museum Dingolfing
Heimatmuseum Vilsbiburg
Zweigstelle des Bay. Nationalmuseums Straubing
Heimathaus Landau
Erdstallforschung
Unser Vilstal
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